Sie sind Leiter des Kompetenzzentrums Forex im Van Tharp Institut (USA). Was unterscheidet den Devisenmarkt von anderen Teilen des Finanzmarktes?
Der Devisenmarkt, auch bezeichnet als Foreign Exchange (Forex oder FX), ist bei weitem der größte und liquideste Markt der Welt. Der Forex Markt stellt eine eigene Asset-Klasse
dar und weist nur geringe Korrelationen zu anderen Asset-Klassen. Wem Aktien als zu heiß gelaufen erscheinen, wer denkt, dass die Bondmärkte ausgereizt sind und die Rohstoffe schwierig zu handhaben sind, sollte sich überlegen, mit FX zu handeln. Forex weist viele Vorteile auf – und das vor allem für Trading-Einsteiger.
Die einzelnen Währungen weisen tendenziell sehr gute Trendstärke auf, die ab und zu durch Phasen von Konsolidierungen unterbrochen werden. Trendfolgende Handelssysteme, die auf diesem Marktverhalten basieren, z.B. die von mir entwickelte Busted-Breakout-Strategie, können dies profitabel nutzen. Im Forex funktioniert die Charttechnik sehr gut und so werden beispielsweise Widerstands- und Unterstützungslinien meist sehr genau respektiert. Die typischen Fakeouts, Kurslücken oder andere Unregelmäßigkeiten findet man selten im 24-stündigen Devisenmarkt. Ob Kurzfristhandel (1min-Chart) oder Positionstrading (Wochenchart), mit Forex bietet sich eine sehr interessante alternative Asset-Klasse dar, die man sich genauer ansehen sollte.
Seit dem Beginn des Ankaufprogramms japanischer Staatsanleihen seitens der japanischen Zentralbank (auch genannt Abenomics, April 2013), befinden sich viele der wichtigsten Währungspaare in ausgeprägten Trends. Während früher die einzelnen Zentralbankpolitiken (USA, Europa und Asien) aufeinander abgestimmt waren, finden sich heutzutage größere Divergenzen – diese halten noch für mindestens weitere 10 Jahre an. Dies führt in Folge zu starken und langanhaltenden Trendbewegungen am Devisenmarkt. Dies kann man sehr schön am EURUSD Chart beobachten, der seit Mai 2014 nur noch eine Richtung kennt – nach unten.
Börsenaltmeister Anrdré Kostolany zufolge wird die Börse nur zu zehn Prozent von Fakten bestimmt. Alles andere sei Psychologie. Stimmt die Aussage von Kostolany auch heute noch?
Davon bin ich überzeugt. Van Tharp äußert sich sehr ähnlich, wenn er sagt, dass Trading zu 80% aus Psychologie besteht. Anfänglich war mir nicht ganz klar, warum dies der Fall sein sollte und was das konkret für mein Trading bedeutet. Nach vielen Stunden der Diskussion und des Meinungsaustausches denke ich, dass man das Thema der Psychologie sehr weitgefasst sehen sollte. Denn diese spielt in viele Themenbereiche hinein, die das Handelsergebnis beeinlussen.
Das fängt an bei der Systementwicklung (Glaubenssätze als Basis), geht über die eigene Stärken und Schwächen bis hin zum Lesen der Psychologie der Marktteilnehmer im Chart. Wenn sie verstehen und sehen können, an welchen Stellen des Charts sich die Marktakteure in großer Euphorie, Schmerz, Angst oder gar Panik befinden, dann können sie hochprofitable Tradingideen mit geringem Risiko identifizieren und handeln. Die sogenannte Trader-Falle (als Teil der Busted-Breakout-Strategie) stellt ein solches Beispiel dar. Sie betrifft sowohl jene Akteure, die auf steigende, als auch jene, die auf fallende Kurse ausgerichtete sind. Beide geraten zur gleichen Zeit in die Falle und werden sozusagen auf dem falschen Fuß erwischt. Das führt dann zum erzwungenen Ausstieg aus einer Position (vergleichbar zu einem Short-Squeeze) als auch zu einem Nachrennen hinter eine unglücklich ausgestoppte Position. Die Folge ist typischerweise eine starke Momentumbewegung, die in Richtung und Ausprägung vorhersehbar ist. Sie dauert solange an, bis die „Zwangslage“ sich bereinigt hat.
Für denjenigen, der sich selber in die Falle verfangen hat, ist das keine schöne Situation. Sicher hat jeder schon einmal die eine oder andere Erfahrung damit gemacht. Warum nicht davon profitieren anstatt wiederholt der Leidtragende zu sein? Oft funktionieren die Handelssysteme, die kontraintuitiv wirken viel besser als zum Beispiel klassische Breakout-Strategien. Schonen
sie ihre Nerven und ihre Psyche und werden sie selber zum Jäger.
Wie können Trader das Lesen der Psychologie im Markt erlernen?
Durch Übung, Übung und nochmals Übung. Auf die Idee der Busted-Breakout-Strategie bin ich durch intensive, mehrjährige Beobachtung der Märkte gekommen. Während ich eine andere Strategie anwendete, kam ich durch Zufall auf die Idee diese Handelsstrategie. Wenn man versteht, wie die Märkte aus psychologischer Sicht „ticken“, kann man viele solcher auf mustererkennung-basierter Strategien entwickeln. Für mich sehr hilfreich waren ebenfalls Bücher sowie Gespräche mit anderen Tradern, und, natürlich auch mein direkter Kontakt zu Van Tharp selber.
Sie legen großen Wert darauf, private Trader vor Anfängerfehlern zu warnen. Welche Fehler sind besonders häufig oder gefährlich?
Da ich aus eigener Erfahrung weiß, wie schwer es ist im Markt konsistent erfolgreich zu sein, habe ich tatsächlich ein großes Bedürfnis anderen Tradern zu helfen – den langen und beschwerlichen Weg etwas abzukürzen. Ich denke die größten Fehler, die viele Einsteiger machen sind:
Das Risiko- und Money-Management entscheidet maßgeblich darüber, ob Trader profitabel sind oder nicht. Gibt es einfache Ratschläge, mit denen Trader davor bewahrt werden können, ein zu großes Risiko einzugehen?
Ich denke die wesentlichen Faktoren, die die Risiken betreffen sind:
Meiner Meinung nach ist es viel wichtiger, vorausgesetzt man handelt ein Handelssystem mit Marktvorteilen, dass der Fokus, anstatt auf dem Gewinn, auf das Risiko gerichtet ist. Gewinne kann man leider nicht erzwingen. Wenn man das Risiko kontrolliert, stellen sich die Gewinne früher oder später von selber ein. Überlassen sie dem Markt die Entscheidung wann und mit wieviel er sie durch gutes Trading mit Gewinnen belohnen will – das schont nicht nur die Nerven, sondern und den Geldbeutel.
Sind private Trader im kurzfristigen Handel gegenüber institutionellen Marktteilnehmern grundsätzlich benachteiligt?
Im Forex-Markt gibt es keine Benachteiligungen mehr. Vor 15 Jahren war dies allerdings noch der Fall, jedoch gab es seitdem sehr viele Veränderungen und Erleichterungen. Ein privater Trader erhält heutzutage einen sehr einfachen und kostengünstigen Zugang zum Markt. Was ich am Anfang meiner Workshops immer wieder höre ist die Befürchtung, ob denn private Trader nicht doch im Forex benachteiligt seien. Das sind Trader-Mythen der letzten 20 Jahre, die teilweise immer noch geäußert werden – dies erlaubt es manchen Tradern leider nicht am FX zu partizipieren.
Unerfahrene private Trader haben leider einen großen Nachteil gegenüber Institutionellen aus den genannten Gründen unter der Frage zu den Anfängerfehlern. Als Einsteiger sollte man sich der Tatsache bewußt sein, dass je kürzer der Zeitrahmen (den man wählt), desto schwieriger es ist tatsächlich auch Profite zu erzielen. Die Fehler schlagen hier viel stärker zu Gewicht und aufgrund einer kurzen Entscheidungszeit passieren automatisch auch mehr Fehler. Der größte Nachteil eines privaten Traders sind seine begrenzte Markterfahrung und seine Tendenz zur Selbstüberschätzung. Leider ist es so, dass vielen Einsteigern „Anfangsglück“ erfahren. Der FX Markt ist der flexibelste den ich kenne und daher auch für alle privaten Trader, egal welchen Zeitrahmens, geeignet.
In Ihren Workshops stellen Sie ausführlich die von Ihnen entwickelte Busted-Breakout-Strategie vor. Was unterscheidet diese Strategie von anderen Handelsansätzen? Und wie profitabel ist diese Strategie?
Die Strategie beruht auf einem starken Fundament an Glaubenssätzen – der sogenannte “Business Case” des Handelssystems. Das Fundament ist in sich logisch und vereint eine ganze Anzahl an Marktvorteilen, die sinnvoll miteinander kombiniert wurden. Das System basiert auf der Psychologie der Marktteilnehmer und weißt als Kernbestandteil die „Trader-Falle“ auf. Diese kann anhand eines spezifischen Musters im Markt erkannt werden. Im Wesentlichen handelt es sich um eine Fehlausbruchsstrategie in Trendrichtung, die sehr profitabel ist.
Die Busted-Breakout-Strategie ist hochprofitabel. Mit einer durchschnittlichen Gewinnquote von 65%, einem Erwartungswert von 0,6R und einer SQN (System Quality Number) von 4,6 gehört sie zu den von Van Tharp als „exzellent“ klassifizierten Handelssystemen. Auf der Webseite vom Van Tharp Institute können sie mehr über diese Handelsstrategie und meine Workshops erfahren.
Sie beschäftigen sich bereits seit mehr als 30 Jahren mit den Kapitalmärkten. Wie sind Sie persönlich an die Börse gekommen? Was waren die Höhepunkte und Tiefschläge, die Sie am Finanzmarkt erlebt haben?
Ich bin im jugendlichen Alter von 15 Jahren mit Anfängerglück an die Börse gekommen. Mit Optionen auf Honda hatte ich für meine damaligen Verhältnisse ein kleines Vermögen gemacht. Das Handeln eines Commodity future accounts in den USA hat mich dann aber recht schnell wieder auf den Boden gebracht. Es ist nun einmal so die Finanzmärkte lehren demjenigen Demut, der sie nicht hat.
Als kürzlichen Hochpunkt würde ich mein Trading des letzten Jahres bezeichnen, denn ich konnte sehr gut von der USD Rallye, das heißt von dem fallendem EURUSD profitieren.
Vielen Dank für das Interview!
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